Arbeitgebermarketing, Teams & Business Models.
Experten-Interview mit einer Pfadfinderin für Menschen und Unternehmen
Frau Dr. Hastenrath ist Geschäftsführerin der Dr. Hastenrath Lebenswerkberatung mit den Schwerpunkten Existenzgründung sowie Karriere- und Strategieberatung. Darüber hinaus bietet Sie Seminare und Trainings auf diesem Themengebiet an. Wir wollten von ihr wissen, wie Sie GründerInnen unterstützt und welche Tipps sie bzgl. Mitarbeitersuche, Arbeitgebermarketing und StartUp-Strategie hat.
Frau Dr. Hastenrath. Sie bezeichnen Sich selbst als „Pfadfinderin für Menschen und Unternehmen“ sowie„Lebenswerkberaterin“. Was genau meinen Sie damit?
Es geht darum, dass Menschen Lebenswerke schaffen und ihren eigenen Weg gehen wollen. Das beginnt mit der Berufswahl, geht über die Karriereentwicklung bis zu Entscheidungen wie Familiengründung, Auszeit, Einsatz in gemeinnützigen Organisationen oder ein eigenes Business zu starten. Dabei braucht man manchmal Unterstützung und Begleitung. Als Pfadfinderin kläre ich mit meinen Kundinnen und Kunden, wohin sie gehen wollen, also was sie erreichen wollen, und helfe Ihnen, einen guten Weg dahin zu finden. Das kann bedeuten, das eigene Profil gründlich zu klären, um zu wissen, welche besten Fähigkeiten man einsetzen kann – und wovon man besser die Finger lässt oder sich mit Partnern zusammentut. Ganz praktisch finden wir den Weg durch den Bürokratie- und Förderdschungel. Häufig ist meine Rolle, mal im Unterholz ein bisschen aufzuräumen oder zugewachsene Pfade freizulegen, damit jemand den Weg zum Ziel wieder sehen und darauf vorwärts gehen kann.
Sie bieten unter anderem auch Seminare für Gründer:innen, Coaching sowie Trainingsmaßnahmen für Existenzgründung an. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Da geht es um drei Aspekte: erstens um ganz basale Wissensvermittlung wie rechtliche, steuerliche und bürokratische Grundlagen einer Gründung in Deutschland. Das ist übrigens in Deutschland gar nicht so schrecklich kompliziert wie immer gedacht. Eine gründliche Basisinformation ist aber unerlässlich für alle Gründungsinteressierten und auch schnell gelernt. Zweitens geht es um den zentralen Erfolgsfaktor einer Gründung, nämlich das Business Modell des Vorhabens. Wer das Geschäftsmodell des Vorhabens nicht klar hat oder nicht in der Lage ist, auf den Markt zu reagieren, wird es schwer haben. Das ist manchmal ein großes Thema für Expert:innen, die eine innovative Idee haben, aber kein Geschäftsmodell. Hier arbeite ich seit langem mit der Business model Canvas, um funktionierende Geschäftsmodelle zu begründen. Drittens geht es darum herauszufinden, wo man Hilfe braucht und sie bekommt. Das können Beratungen, Mentoren, Investoren, Räume oder Fördermittel und Finanzspritzen für Investitionen, Innovationen oder Personal sein. Ganz häufig stelle ich den Kontakt zu euch im TZL, Coworking Spaces oder den Gründungs- und Hochschulinitiativen hier.
Gibt es dafür Fördermöglichkeiten?
Vor der Gründung gibt es in Schleswig-Holstein vom Land unterstützte Angebote wie die Gründungscamps, die Beratungen an den Hochschulen mit Stipendienprogrammen und mehr, ab der Gründung können alle Gründer:innen sich bei zertifizierten Berater:innen wie mir eine Beratung vom Bund bezuschussen lassen über das Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“. Der Zuschuss beträgt 50-80 % der Beratungskosten. Für eine Weiterbildung als Gründer:in, zum Beispiel zum Thema Marketing, gibt es in Schleswig-Holstein den Weiterbildungsbonus, mit dem 50 % der Trainingskosten bezuschusst werden.
Sie beraten nicht nur bei Existenzgründung, sondern helfen Unternehmen auch, eine Arbeitgebermarke aufzubauen. Was ist Arbeitgebermarketing und warum ist es auch für Startups so wichtig?
Ein Unternehmen muss nicht nur für seine Kunden als Marke erkennbar sein, sondern auch als Arbeitgeber für die Mitarbeiter:innen. Die Arbeitgebermarke beschreibt die Kultur des Unternehmens, wofür es steht und was es den Mitarbeiter:innen bietet. Dann weiß man auch, wer als Mitarbeiter:in zum Unternehmen passt und kann danach suchen. Wir sprechen hier vom sogenannten Cultural Fit. Da es gerade beim Startup darauf ankommt, die richtigen Menschen am Start dabei zu haben, ist es total wichtig und hilfreich, eine Arbeitgebermarke auszubilden. Die Macher dafür ist eine Kulturanalyse des Startups und vor allem die Klärung des strategischen Ziels des Unternehmens. Eine solche Arbeitgebermarke kann dann zum Beispiel durch Aussage oder Bild vermittelt werden. Denn ein Startup ist ja gerade etwas Neues und potentiellen Mitarbeiter:innen noch unbekannt. Für die gilt es, nicht nur zu erfahren, welche Aufgaben sie erledigen sollen, sondern auch, wo für das Startup steht.
Stichwort Cultural Fit: Viele Startups stehen vielleicht zum ersten Mal vor der Herausforderung, Mitarbeiter einstellen zu müssen. Wie finde ich die richtigen Mitarbeiter für das eigene Startup. Woher weiß ich eigentlich, wen ich suchen soll?
Häufig weiß ich, wen ich suchen soll, wenn ich mir genau angucke, was wir tun und wo wir noch Schwierigkeiten haben, eine Aufgabe durchzuführen. Mit der Methode der Business model canvas sehen wir recht schnell, welche Ressourcen oder Tätigkeiten einem Unternehmen noch fehlen, um erfolgreich zu handeln. Diese Menschen sollte ich dann suchen. Manchmal muss man sehr pfiffig um die Ecke denken, um an diese Menschen ranzukommen und den Kontakt zu ihnen herzustellen. Das lohnt sich aber auf jeden Fall. Die Schema F-Stellenanzeige tut es in der Regel nicht.
Kann dabei die Erstellung von Talentprofilen helfen?
Ja, das ist eine gute Methode, weil man damit eine gute Grundlage für die Ansprache von eventuell passenden Menschen hat. In einem Teilprofil beschreibt man, welche Tätigkeiten ausüben soll und welche Fähigkeiten sie oder er dafür benötigt, welche Rahmenbedingungen auf der Stelle vorhanden sind und welche Werte die Basis der Arbeit bilden.
Überhaupt: Wie wichtig ist ein funktionierendes Team in einem Startup?
Wenn Sie mit Startup meinen: ein skalierbares Business Model auszurollen und ein wachstumsstarkes Unternehmen zu gründen, dann ist das funktionierende Team wohl einer der drei entscheidenden Erfolgsfaktoren. Team wiederum kann alles bedeuten, von enger, freundschaftlicher Zusammenarbeit bis zum professionell sachlichen Leistungsverhältnis. Auch erfolgreiche Einzelgründer: innen haben immer ein funktionierendes Team um sich.
Sie haben zu dem Buch Business Models für Teams von Tim Clark und Bruce Hazen mit einem Fallbeispiel beigetragen. Können Sie uns mehr darüber erzählen? Worum handelt es sich bei diesen Modellen?
So wie ein Unternehmen ein Business Model hat, haben auch einzelne Menschen und Teams ihre individuellen Business Models für ihr Leben und ihre Arbeit. Man kann mit dem Visualisierungsmodell sehr gut im Team daran arbeiten, welche Rolle das Team im Unternehmen hat und wie man die Arbeit noch erfolgreicher gestalten kann. Für mich als Moderatorin und Beraterin ist es immer wieder fantastisch zu sehen, wie ein Team damit zusammenwächst, seine Potenziale erkennt – und dann die PS auf die Straße bringt …
Welche Tipps könnten Sie Existenzgründern mit auf den Weg geben?
Business Model rules! Und die Beachtung der Reihenfolge der Schritte: gucken – denken – handeln.
Frau Dr. Hastenrath, besten Dank für diesen Einblick und das informative Gespräch.
Dr. Jutta Hastenrath
Dr. Hastenrath GmbH
An der Untertrave 96
23552 Lübeck
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Internet: https://www.hastenrath.de
Dr. Jutta Hastenrath
Dr. Hastenrath GmbH Geschäftsführerin
Buchcover: Business Models für Teams