STEP USA & New York.
Experten-Interview: Markteintritt New York – Worauf kommt es an?
In den USA haben sich neben dem kalifornischen Silicon Valley auch New York City und Boston zu wahren Hotspots für StartUps aus der ganzen Welt entwickelt. Zusammen mit Andrea Diewald von der Deutsch Amerikanischen Handelskammer geben wir Euch hier einen Einblick, welche Faktoren speziell für NYC und allgemein für den Markteintritt in die USA besonders wichtig sind und wie das Step USA Programm dabei unterstützen kann.
Andrea, welches sind Deiner Meinung nach die größten Chancen, die New York für innovative StartUps zu bieten hat?
Da gibt es wirklich sehr viele. Ich versuche die Liste mal kurz zu halten: Zuerst einmal ein enormes Netzwerk, eine hohe Dichte an Kunden und natürlich Investoren. Besonders Tec StartUps haben hier einen großen Vorteil, da die New Yorker in der Regel sehr technikaffin sind und vor allem auch neugierig. Was viele nicht wissen: Nach dem Silicon Valley ist New York der zweitgrößte Hotspot für VC-Aktivitäten in den USA.
Die amerikanische Geschäftskultur unterscheidet sich ja erheblich von der deutschen. Auf welche Faktoren sollten StartUps beim Markteintritt Deiner Meinung nach besonders achten?
StartUps oder Gründer sollten sich auf jeden Fall frühzeitig einen Anwalt mit ins Boot holen und gemeinsam mit diesem die Firma in den USA anmelden. Eine weitere Empfehlung für alle Gründer: Schließen Sie unbedingt eine Versicherung gegen Haftungsschutzklagen ab die ist in den USA besonders wichtig.
Häufig unterschätzen Gründer und Unternehmen auch die Größe des amerikanischen Marktes. Es ist immerhin der größte Binnenmarkt der Welt. Daher lautet meine Empfehlung an dieser Stelle: Prüfen Sie Ihre Finanzen und sorgen Sie zumindest für einen kleinen Puffer, damit Ihnen nicht auf halbem Weg die Luft zum Atmen ausgeht.
Generell empfehle ich die Sales & Marketing Aktivitäten direkt in den USA aufzubauen und die R&D Aktivitäten in Deutschland zu lassen. Man kann natürlich versuchen, sich ein eigenes Vertriebsnetz aufzubauen, doch dies kostet vor allem eins: sehr viel Zeit und Geduld. Schneller wird es gehen, wenn man sich einen Vertriebler sucht, der die Branche und Ihre Gepflogenheiten kennt. Um einen geeigneten Kandidaten kennenzulernen, würde ich unbedingt empfehlen, immer über Netzwerke und Referals zu gehen.
Last but not least sollte man lernen zu verkaufen – das ist ernst gemeint. Die Amerikaner verkaufen ihre Produkte mitreißender, emotionaler und vielleicht am Ende somit auch erfolgreicher. Häufig kommt es vor, dass deutsche StartUps Ihre Präsentationen teilweise zu unemotional und vor allem zu technisch darstellen. Da schaltet wirklich fast jeder Amerikaner ab.
Was macht die New Yorker StartUp Szene aus und welche Unterschiede gibt es beispielsweise zum Silicon Valley?
Die New Yorker StartUp Szene ist kleiner und somit übersichtlicher als im Silicon Valley. Investoren sind hier auch noch etwas offener gegenüber neuen und innovativen Geschäftsideen. Im Valley werden Investoren geradezu überrannt. Ohne das richtige Netzwerk wird man nicht an sie herankommen.
Ein großer Unterschied zwischen den beiden Hotspots ist sicherlich, dass die Branchenvielfalt in New York definitv sehr viel größer ist als im Valley. In NYC werden auch viele consumer goods finanziert, auch die Medien- und Werbebranche ist stark. Zudem ist aktuell der E-Commerce auch ein sehr großes Thema. Im Gegensatz dazu ist im Valley fast alles auf den Tec-Bereich fokussiert.
Wie können junge Unternehmen denn in Kontakt mit Investoren aus New York kommen?
Immer über ein vorhandenes Netzwerk. Es ist fast unmöglich, durch cold calling oder „Vorbeischauen“ einen Termin zu bekommen. Ideal sind Meetups, Konferenzen oder Bootcamps wie zum Beispiel unser STEP USA Program.
Bevor wir uns über das Step Programm unterhalten, welche drei Tipps würdest Du StartUps aus Schleswig-Holstein für eine erfolgreiche Internationalisierung in den USA mit auf den Weg geben?
1. Früh den US-Markt ins Auge fassen und sich einen Überblick verschaffen, welches Potenzial man dort hat. Deutsche StartUps sind oft viel zu zögerlich und kommen dann rüber, wenn der Kuchen bereits aufgeteilt ist.
2. Nicht ohne gültiges Visum in den USA arbeiten.
3. Nie entscheidende Schritte ohne US-Anwalt gehen, der sich bestens im System dort auskennt. Das ist zwar erstmal teuer, spart aber nach hinten raus eine Menge Geld, wenn alles solide und korrekt aufgebaut ist.
Kannst Du das Step NYC Programm einmal kurz vorstellen?
“STEP USA” wurde von der AHK New York 2014 ins Leben gerufen steht für “Startup & Entrepreneur Program USA”. Wir unterstützen deutsche StartUps bei ihrer Internationalisierungsstrategie und Selbstvermarktung, damit diese ihre Marktpositionierung in Deutschland noch erfolgreicher umsetzen und sich sukzessive den U.S. Markt erschliessen können.
Was können StartUps von dem Programm erwarten?
Die fünftägigen Bootcamps in New York, Boston oder San Francisco & Silicon Valley dienen den teilnehmenden StartUps zur Eruierung des eigenen Potenzials auf dem US-Markt, zeigen Internationalisierungsstrategien auf, vermitteln Kontakte zu Business Angels und Venture Capital Investoren und beinhalten zahlreiche Möglichkeiten zum Aufbau eines Kundennetzwerks.
Ganz konkret werden die StartUps während des Programms: Ihre Geschäftsideen testen und an die Bedürfnisse des US-Marktes anpassen können.
• ihren Firmenpitch an den US-Markt anpassen
• erste Kundenkontakte und Partnerschaften auf dem US-Markt aufbauen
• die StartUp-Szene vor Ort in New York City, Boston, San Francisco & Silicon Valley
kennenlernen
• Beratung durch Mentoren erfahren und wertvolles Feedback zum eigenen
Geschäftsmodell erhalten und, wie schon gesagt Business Angels und Venture Capital Investoren treffen.
Ist das Programm denn spezialisiert auf bestimmte Branchen?
Nein, wir suchen Startups mit skalierbarem Geschäftsmodell, internationaler Ausrichtung und erfolgtem Seedinvestment.
Wie viele StartUps habt Ihr denn bislang mit Eurem Programm schon betreut?
Insgesamt 205, davon haben bisher 44 eine eigene US-Tochterfirma gegründet und 23 StartUps haben ein Series A investment bekommen. Wir würden uns freuen, wenn ein StartUp aus Schleswig-Holstein auch mal wieder mit an Bord ist.
Abschließend noch eine letzte Frage: Wie kann man sich für das Programm bei Euch bewerben?
Man kann sich ganz einfach über unsere Webseite www.stepusa.io
anmelden und registrieren.
Liebe Andrea, besten Dank für diesen Einblick.
Andrea Diewald
Director Innovation & StartUp Relation
Kontakt:
Andrea Diewald, M.A.
Director Innovation & Startup Relations
German American Chamber of Commerce, Inc.
80 Pine Street – Floor 24 – New York, NY 10005 – USA
(currently based in Hamburg, Germany)
Ph: + 49 171 148 6930
Ph: + 49 40 52 160 635
www.stepusa.io
Interview: Niclas Apitz – Technikzentrum Lübeck
Foto Andrea Diewald: © AHK New York