Warum ist Schwarzbrot besser als Schlagsahne?
Interview mit Carsten Borch, dem Gründer von THE 1925 Model.
Interview mit Carsten Borch, dem Gründer von THE 1925 Model.
Als Autor, KeyNote Speaker und Coach ist er einer der gefragtesten Ansprechpartner in Dänmark zum Thema Innovation. Mit seinem neuen Konzept bricht Carsten mit alten Klischees und zeigt neue Wege, wie Innovationen wirklich entstehen. Wir wollten von Ihm wissen, wie man dabei vorgehen sollte.
Carsten, was bedeutet Innovation für Dich?
Ich möchte Innovation vereinfachen und beschreibe sie als Verbesserung durch neues Denken. Man kann alles verkomplizieren, indem man es „disruptiv“, „inkrementell“ oder „benutzergesteuert“ nennt oder irgendein anderes Buzzword verwendet, aber im Endeffekt geht es darum, ein paar Probleme zu lösen und Potenziale zu nutzen. Ich liebe es, eine Performance oder Situation für jemanden zu verbessern. Dies tue ich, indem ich der Person helfe, auf neue Weise zu denken und zu handeln. Innovation ist für mich also nicht nur auf Produkte oder Prozesse fokussiert. Es geht um alle Arten von Verbesserungen.
Welche Rolle spielt Zusammenarbeit in einem Innovationsprozess?
Zusammenarbeit und Vielfalt sind wirklich sehr wichtig. Im Innovationsprozess kann es förderlich sein, wenn Du mit Menschen zusammenarbeiten, die einen anderen Mindset haben. In den sozialen Beziehungen streben wir nach Konsens und Harmonie. Wenn Du jedoch innovative Lösungen hervorbringen möchtest, dann solltest Du Leute einladen, die einen ganz anderen beruflichen und auch persönlichen Background haben, weil sie Deine Probleme nicht von vornherein kennen. Sie haben einen vollkommen anderen Blickwinkel und können so Lösungen schaffen, auf die Du selbst nicht gekommen wärst.
Heute gibt es die unterschiedlichsten Innovationstools für StartUps und Unternehmen – bitte erkläre uns doch mal, was das Modell 1925 ist und was es so einzigartig macht?
Für mich ist es nur eine Gewohnheit, aber ich habe mit Leuten gesprochen, die mit verschiedenen Methoden arbeiten und im Kern sollte man sich auf drei Dinge fokussieren:
Die glasklare Frage ist neu für sie, denn sie verlangt, die mögliche Verbesserung vorab zu definieren. Eine glasklare Frage sollte eine Aufgabe, eine Ambition und eine Zielgruppe beinhalten. Was ist es, dass Du verbessern willst? Wie sehr willst Du es verbessern? Wer profitiert davon? Wenn Du in der Lage bist, diese Punkte in die glasklare Frage aufzunehmen, dann weißt Du auch ganz genau, wann Du diese Fragen tatsächlich beantwortet haben wirst. Du wirst in der Lage sein, Deinen Erfolg zu messen.
Die Vergleichsphase ist für viele Menschen sehr erkenntnisreich, da hier das eigentliche neue Denken beginnt. Das Auffinden der Fakten ist leicht. Das sind nur Daten und Daten schlagen persönliche Meinungen, das ist also ziemlich einfach, aber die Vergleichsphase zwingt Dich, mit Assoziationen zu spielen und fordert das Gehirn auf, verschwommenere Gedanken zu verarbeiten. Einige sind versucht, diese Phase zu überspringen, weil sie zunächst unnötig erscheint, aber am Ende wird man sie lieben, weil sie so viel Input für den Innovationsprozess bereithält.
Was hat Dich dazu veranlasst, das Modell 1925 zu entwickeln?
Ein einfaches Bedürfnis. Ich war für ein Projekt verantwortlich, bei dem Studierende, Gründer, Unternehmer, Künstler und Wissenschaftler zusammenarbeiten und gemeinsam innovative Ideen entwickeln sollten. Ich musste mir eine Arbeitsmethode überlegen, also schrieb ich die Geschichte in dem Buch, um ein wahrscheinliches Szenario zu entwickeln, in dem sie erfolgreich sein würden. Geschichten wirken oft realer als die Realität, so dass die Projektteilnehmer das Szenario schnell akzeptierten. Hieraus entwickelte ich das Modell 1925.
Gelten die Regeln des 1925er Modells gleichermaßen für Startups wie für Unternehmen?
Ja. In Dänemark habe ich das Modell 1925 in StartUps als auch in Privatunternehmen, Kommunen, öffentliche Schulen und sogar dem dänischen Verteidigungsministerium angewendet – sie alle können es einfach umsetzen.
Welchen Rat würdest Du Studierenden geben, die an einer Unternehmensgründung interessiert sind? Ist es mir dem Modell 1925 möglich festzustellen, ob man eine gute Idee oder gar eine sehr gute Idee hat?
Ich würde sie einladen ein neues, den so genannten Verbesserungsindex (Improvement Index) zu verwenden. Dieses hilft Anwendern festzustellen, ob ihre vorgeschlagenen Verbesserungen lediglich schöne Verbesserung wären oder verbessert werden müssen und ob sie Werte vor oder nach dem Dezimaltrennzeichen schaffen. Das bestimmt, ob die Verbesserungen Schlagsahne oder Schwarzbrot sind. Beides ist schön, aber Schwarzbrot hat einen nachhaltigeren Wert.
Wo kann ich mehr Informationen über das Modell und die Innovationsbox kaufen?
Du findest alles auf unserer Webseite: www.the1925model.com
Bietest Du auch Train-the-Trainer-Kurse für diejenigen an, die ein Trainer des Modells werden möchten?
Ja. Wir bieten bereits einen zweitägigen Zertifizierungskurs an, aber schon bald werden wir ein Train-the-Trainer-Konzept anbieten. Die ausgebildeten Trainer können in ihrem Unternehmen arbeiten oder von „The 1925 Model“ angestellt werden und Sprints, Accelerator-Programme oder Trainingseinheiten für unsere Kunden durchzuführen. Wir arbeiten auch an einem abonnementbasierten Geschäftsmodell, bei dem Kunden eine Innovationsabteilung aufbauen oder ihre bestehende Abteilung durch den Kauf von Verbesserungen im Abonnement stärken können.
Carsten, besten Dank für dieses spannende Interview.
Interview: Niclas Apitz – Technikzentrum Lübeck
Fotos ©THE 1925 MODEL
Carsten Borch
Gründer von THE 1925 MODEL