Starting Up in Amsterdam.
Experten-Interview: Wie gelingt der Markteinstieg in Amsterdam?
Die Niederlande und insbesondere Amsterdam sind zur Zeit ein HotSpot für StartUps aus ganz Europa. Viele Tec-Unternehmen, wie Booking, wurden hier gegründet und viele weitere haben mittlerweile einen Zweitsitz hier, um von dem geschäftsfreundlichen Klima, der großen Anzahl an qualifizierten Arbeitskräften und der hervorragenden Infrastruktur zu profitieren. Wir haben mit Joël Dori von STRARTUP AMSTERDAM geprochen, um zu erfahren, wie man am besten beim Markteinsieg vorgehen sollte.
Was zeichnet die Amsterdamer StartUp-Szene aus?
Innovation und disruptive Ideen, Verbundenheit, Kooperationsbereitschaft, Zugänglichkeit, unternehmerische DNA mit internationaler Ausrichtung und Kreativität.
Welche Branchen sind in Amsterdam besonders attraktiv?
Amsterdam hat im Vergleich zu anderen niederländischen Innovationszentren (wie zum Beispiel Wageningen für AgriTech und Eindhoven für High-Tech und Hardware) nicht den einen Branchensektor, sondern ist eher diversifiziert. Zu den herausragenden Sektoren in Amsterdam zählen FinTech, SaaS und mobile Anwendungen. Der Sektor Life Sciences und Health wächst, vor allem seit die EMA (European Medicines Agency) die Entscheidung getroffen hat, aus London nach Amsterdam umzusiedeln. Wir sehen auch einen großen Trend in der Anwendung aufkommender Technologien wie AI, Blockchain und IoT.
Bei welcher Institution könnte man als deutsches StartUp Unterstützung bei der Eröffnung einer Zweigniederlassung erhalten?
Für Amsterdam wäre es die offizielle Auslandsinvestitionsagentur der Stadt: Amsterdam InBusiness. Sie unterstützt StartUps bzw. Neuansiedlungen. Allein im Jahr 2018 hat Amsterdam InBusiness mehr als 150 Unternehmen unterstützt, die in Amsterdam gegründet wurden. Auf nationaler Ebene besteht die Möglichkeit, sich an folgende Institutionen zu wenden: RVO (Netherlands Enterprise Agency), Netherlands Point of Entry, Business.Gov.nl und auch die Handelskammern.
Wie sieht denn die Risikokapital-Landschaft in Amsterdam für StartUps aus?
Risikokapitalinvestitionen sind ein wesentlicher Treiber für das Wachstum von Startups. Daher können die in Amsterdam ansässigen Startups durch eine erhöhte Verfügbarkeit von Risikokapital u.a. auch schneller wachsen und neue Mitarbeiter einstellen. Die Anzahl der Risikokapitalrunden verdreifachte sich in den letzten sechs Jahren und erreichte im Jahr 2018 eine Rekordzahl von über 50 Investments mit mehr als 1 Million Euro. Im selben Jahr wurden sogar mehrere Investitionsrunden mit mehr als 20 Millionen Euro erzielt, darunter auch die von Ohpen (Series) C), Framer (Series B) und Tiqets (Series B). Daten von Dealroom.
2018 war Amsterdam die Hauptstadt des Risikokapitals in den Niederlanden. Fast ein Drittel aller in den Niederlanden ansässigen Unternehmen waren Amsterdamer Unternehmen. Sie sammelten zusammen mehr als 380 Millionen Euro Wachstumskapital. Dies ist mehr als alle anderen Städte zusammen. Die in Amsterdam ansässigen Scale-Ups machten auch den größten Teil der Series-B- und späteren Runden aus.
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Welche Events sollten Gründer unbedingt besuchen, um mit potenziellen Kapitalgebern bzw. Kunden ins Gespräch zu kommen?
Amsterdam bietet alles: von großen internationalen Konferenzen wie The Next Web und Money2020 bis hin zu kleinen Meetups, die in Amsterdams vielen Co-Working Spaces stattfinden. Viele in Amsterdam ansässige Unternehmen veranstalten auch Pitch-Events, so genannte Launchpad Meetups. Die Amsterdam Capital Week (im September) ist DIE Veranstaltung, um potenzielle Investoren zu treffen. Anschauen sollte man sich auch die Angel Investment Tour von Matching Wings.
Gibt es eigentlich spezielle Programme oder Fördermaßnahmen für ausländische StartUps, die eine Niederlassung in Amsterdam eröffnen möchten?
Startup in Residence – Amsterdams Stadtinkubator, der lokale und internationale Startups einlädt, Lösungen für die städtischen und sozialen Herausforderungen der Stadt zu entwickeln. Diese Initiative wurde in Amsterdam ins Leben gerufen, hat sich aber jetzt auf andere niederländische Gemeinden ausgeweitet und sogar die nationale Regierung erreicht. Je nach Größe des StartUps bietet Amsterdam InBusiness kostenlos individuelle Unterstützung bei der Unternehmensgründung in Amsterdam.
Unterstützt Ihr StartUps bei der Kontaktvermittlung bzw. bei der Suche nach potenziellen lokalen Kunden?
Indirekt ja! Wir können einem StartUp nicht dabei helfen, Benutzer für seine App zu erhalten. Aber wir können die Verbindung zwischen StartUps und der Stadt als potenziellen Startkunden über das Startup in Residence-Programm erleichtern. Je nach Branchenfokus können wir Startups auch an Unternehmen vermitteln, um diese vielleicht als Pilotkunden zu gewinnen. Zudem können wir StartUps auch mit lokalen Print- und Medienunternehmen verbinden, um ihre Präsenz zu erhöhen und auf diese Weise Leads zu generieren.
Welchen Tipp gibst Du einem Startup, wenn es sich für den Standort Amsterdam entscheidet und erfolgreich sein möchte?
Geh raus! Treffe die Community! Nehme an so vielen Veranstaltungen wie möglich teil. Wenn es möglich ist, veranstalte Events selbst oder sponsere andere. Wenn Ihr ein Büro einrichten wollt, dann geht zumindest zu Beginn in einen Co-Working-Space – so trefft Ihr die Community am schnellsten. Recherchiert und nutzt die kostenlosen Förderangebote, die von den öffentlichen Institutionen angeboten werden.
Welche lokalen Webseiten würdest Du internationalen StartUps empfehlen?
Business.Gov.nl -> für eine Checkliste zur Einrichtung Eures Unternehmens in NL
Startupamsterdam.org -> für den Veranstaltungskalender, die Startkarte und Neuigkeiten aus der Amsterdamer StartUp-Szene
StartupDelta -> für nationale Unterstützung
INamsterdam -> Informationen für Expats und Umzugsdienste
amsterdam inbusiness -> für Hilfe bei der Einrichtung Eurer Niederlassung in NL
Joël, besten Dank für diesen Einblick!
Interview: Niclas Apitz – Technikzentrum Lübeck